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Resilienz im Job: Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit

„Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.“ Viktor Frankl

In diesem Beitrag zeigen wir, wie Resilienz aus individueller und organisationaler Perspektive gefördert werden kann und wie eine Balance zwischen der Anpassung des Menschen an die Arbeitswelt und der Gestaltung von Arbeitsbedingungen im Sinne der Mitarbeitenden geschaffen werden kann.

A. Krumey

Was ist Resilienz?

Resilienz bezeichnet die Fähigkeit, schwierige Situationen oder Krisen erfolgreich zu bewältigen und daran zu wachsen1. Das psychologische Konzept bezieht sich somit auf Flexibilität und Widerstandsfähigkeit 2. Der Begriff hat inzwischen auch in Bereichen wie Unternehmensführung, Politik und Katastrophenschutz an Bedeutung gewonnen3. Die Resilienzforschung erhielt wesentliche Impulse durch Emmy Werner, die in ihrer Kauai-Studie (1955–1995) aufzeigte, dass Kinder trotz widriger Lebensumstände durch Schutzfaktoren wie stabile Beziehungen zu Vertrauenspersonen Resilienz entwickeln können. Ihre Erkenntnisse bilden die Grundlage für viele moderne Resilienzansätze4.

Resilienz wird unterschiedlich definiert, je nach Fokus: Während die meisten Ansätze in den letzten Jahrzehnten individuelle Bewältigungsstrategien und Fähigkeiten betonen, heben andere in letzter Zeit auch die Bedeutung unterstützender organisationaler Strukturen hervor.

Neben praxisorientierten Anwendungen wird Resilienz auch wissenschaftlich intensiv untersucht, beispielsweise am Leibniz-Institut für Resilienzforschung (LIR) in Mainz. Dort werden interdisziplinäre Forschungsprojekte durchgeführt, um die Mechanismen und Bedingungen von Resilienz auf individueller und organisationaler Ebene besser zu verstehen und in verschiedenen Kontexten nutzbar zu machen5.


Individuelle Resilienz – Die 7 Säulen

Die sieben Säulen der Resilienz ist ein Konzept, das bereits seit längerer Zeit besteht. Nach Matten und Pausch (2024)6 bieten sie ein praktisches Rahmenwerk, um Resilienz individuell zu stärken und herausfordernde Situationen besser zu bewältigen.

  1. Akzeptanz: Diese Säule betont die Fähigkeit, das Unveränderbare zu akzeptieren. Indem die eigenen Grenzen erkannt und anerkannt werden, wird Energie frei, die auf beeinflussbare Aspekte gelenkt werden kann. Dieser Prozess verläuft in drei Schritten:
    • Unterscheiden, was in der eigenen Macht liegt.
    • Erkennen, was nicht beeinflussbar ist.
    • Annehmen der unveränderbaren Realität, um sich auf das Gestaltbare zu konzentrieren.
  2. Optimismus: Optimismus bedeutet, trotz widriger Umstände Positives wahrzunehmen und Hoffnung zu bewahren. Es hilft, negatives Denken zu minimieren und motiviert, Lösungen zu finden. Dankbarkeitstagebücher oder andere positive Routinen können nachweislich helfen, diese Haltung zu stärken.
  3. Selbstwirksamkeit: Diese Säule beschreibt das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die Bereitschaft, Herausforderungen aktiv anzugehen. Das bewusste Erkennen von Stärken und Schwächen ermöglicht es, sich selbst besser zu motivieren und zielgerichtet zu handeln.
  4. Verantwortung: Verantwortung übernehmen bedeutet, Kontrolle über das eigene Leben zu gewinnen. Es erfordert die Erkenntnis, dass man selbst für die eigenen Entscheidungen verantwortlich ist und darauf reagieren kann.
  5. Netzwerk: Soziale Bindungen sind essenziell für Resilienz. Unterstützende Beziehungen – sei es durch Familie, Freunde oder Kolleg*innen – bieten Halt in schwierigen Zeiten. Empathie und der Aufbau belastbarer Netzwerke sind dabei von besonderer Bedeutung.
  6. Lösungsorientierung: Diese Haltung fördert die Fähigkeit, sich auf konkrete Lösungen zu konzentrieren, anstatt in Problemen zu verharren. Eine lösungsorientierte Denkweise hilft, Emotionen zu regulieren und Entscheidungen bewusst zu treffen.
  7. Zukunftsorientierung: Die letzte Säule beschreibt die Bereitschaft, sich auf die Zukunft zu konzentrieren und aktiv Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Dabei geht es nicht nur darum, langfristige Ziele zu setzen, sondern auch darum, Veränderungen als Chance zu sehen.


Resilienz am Arbeitsplatz – Organisatorische Ressourcen

In einer von Wandel und Unsicherheiten geprägten Arbeitswelt ist Resilienz essenziell7. Sie umfasst die Fähigkeit von Mitarbeitenden, mit Stress umzugehen, sowie die Anpassungsfähigkeit der Organisation an Krisen und Veränderungen2. Dieser doppelte Ansatz ist entscheidend, da beide Perspektiven – individuell und organisational – eng miteinander verbunden sind.

Resilienz gilt in der Unternehmensführung als ein zentraler Aspekt, um Unternehmen krisenfest und zukunftsfähig zu gestalten7. Ein resilientes Arbeitsumfeld entsteht durch die gezielte Kombination individueller und organisationaler Maßnahmen8. Diese schließen sowohl die Stärkung persönlicher Kompetenzen als auch die Verbesserung der Arbeitsbedingungen ein.

Resilienzfördernde organisationale Maßnahmen kommen nicht nur den einzelnen Mitarbeitenden zugute, sondern haben auch erhebliche positive Auswirkungen auf die gesamte Organisation8. Wie Lohse (2021) zeigt, sind Veränderungsbereitschaft und Anpassungsfähigkeit der Mitarbeitenden eng mit der Qualität der Arbeitsumgebung verbunden7. Außerdem empfinden Beschäftigte mit hoher Resilienz ihren Arbeitsplatz als zufriedenstellender, zeigen ein höheres Maß an Engagement und arbeiten produktiver als Mitarbeitende mit geringerer Resilienz9.

Beispiele für organisationale Maßnahmen zur Resilienzförderung sind nach Flüter-Hoffmann et al. (2018) 4:

  1. Gemeinsames Leitbild
    Ein gemeinsames Leitbild definiert zentrale Werte und Ziele, fördert Orientierung und stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Organisation.
  2. Führungskonzept und Führungsleitbild
    Resilienzfördernde Führung setzt auf klare Kommunikation, Wertschätzung und Unterstützung der Mitarbeitenden, was durch ein Führungskonzept strukturell verankert werden kann.
  3. Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM)
    Die Identifikation gesundheitlicher Belastungen ermöglicht gezielte Maßnahmen wie Stressbewältigungsprogramme oder die Förderung der Work-Life-Balance.
  4. Konfliktfähigkeit der Beschäftigten
    Schulungen zur Konfliktlösung fördern konstruktiven Umgang mit Spannungen und stärken die Zusammenarbeit sowie die Teamresilienz.


Fazit: Resilienz durch Balance – Mensch und Arbeit in Einklang bringen

Resilienz am Arbeitsplatz erfordert einen Perspektivwechsel: Es genügt nicht, „lediglich“ die individuelle Widerstandsfähigkeit von Mitarbeitenden zu fördern. Der Mensch darf nicht ausschließlich an die bestehenden Arbeitsverhältnisse angepasst werden, als ob Resilienz eine rein persönliche Aufgabe wäre. Stattdessen müssen auch die Arbeitsbedingungen so gestaltet werden, dass sie den Bedürfnissen und Ressourcen der Mitarbeitenden gerecht werden. Es geht darum, eine Balance zu schaffen, bei der Menschen sich nicht überfordert fühlen und gleichzeitig Arbeitsprozesse flexibel genug bleiben, um Krisen und Herausforderungen zu meistern.

Praktisch bedeutet das: Die Arbeit sollte sich genauso an die Bedürfnisse der Menschen anpassen, wie Menschen an die Anforderungen der Arbeit. Organisationen können dies durch transparente Kommunikation, eine wertschätzende Unternehmenskultur und strukturelle Flexibilität erreichen. Auf der individuellen Ebene unterstützen gezielte Maßnahmen wie Stressmanagement-Schulungen und ein stabiles soziales Umfeld die persönliche Resilienz.

Ein resilientes Gleichgewicht aus Menschen und Arbeitsverhältnissen macht Unternehmen zukunftsfähig, fördert Wohlbefinden und Produktivität und stärkt langfristig die Widerstandsfähigkeit gegenüber externen Herausforderungen. Resilienz ist daher kein statisches Ziel, sondern ein dynamischer Prozess, bei dem die Förderung individueller und organisationaler Ressourcen Hand in Hand gehen muss.

Quellen

  1. Fröhlich-Gildhoff, K., & Rönnau-Böse, M. (2019). Resilienz (5. Aufl.). utb GmbH.
  2. Hurtienne, J., & Koch, K. (2017). Resilienz: Ein schädlicher Begriff für den Umgang mit Stress am Arbeitsplatz? In Resilienz (S. 141–157). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-19222-8_8
  3. Fröhlich-Gildhoff, K. (2022). Resilienz. In: Schweer, M.K.W. (eds) Facetten des Vertrauens und Misstrauens. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-29047-4_5
  4. Flüter-Hoffmann, C., Hammermann, A., & Stettes, O. (2018). Resilienzkompass: Zur Stärkung der individuellen und organisationalen Resilienz in Unternehmen. Gutachten für das Bundesministerium für Bildung und Forschung.
  5. Leibniz-Institut für Resilienzforschung (LIR Mainz). (o. D.). Startseite. Abgerufen am 19.12.2024, von https://lir-mainz.de/home
  6. Matten, S.J., Pausch, M.J. (2024). Resilienz. In: Depression, Trauma und Ängste. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-43966-8_8
  7. Lohse, K. (2021). Resilienz im Wandel: Die Veränderungsbereitschaft von Mitarbeitern (1. Aufl.). Springer Fachmedien Wiesbaden.
  8. Drath, K. (2023). Resilienz in der Unternehmensführung: Was Manager und ihre Teams stark macht (3. ). Haufe.
  9. Luthans F, Avolio BJ, Avey JB, Norman SM (2007) Positive psychological capital: Measurement and relationship with performance and satisfaction. Personnel Psychology 60:541-572

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