In diesem Beitrag gehen wir auf Teams mit Mitgliedern aus verschiedenen Altersgruppen ein, thematisieren daraus resultierende Herausforderungen und wie Altersdiversität optimal gefördert werden kann.
Autorin: Valerie Nickel
Wie entstehen altersdiverse Teams?
Die Arbeitswelt verändert sich zunehmend, was unterschiedliche Herausforderungen für Unternehmen mit sich bringt. Eine einflussreiche Entwicklung in unserer Gesellschaft ist das zunehmende Altern der Bevölkerung, was auch in Unternehmen spürbar ist. Die Zahl der älteren Mitarbeitenden steigt, während teilweise weniger jüngere Arbeitnehmer*innen nachkommen. Daraus ergibt sich, dass Arbeitsteams zunehmend altersdiverser werden. Altersdiversität am Arbeitsplatz bedeutet, dass Menschen unterschiedlichen Alters zusammenarbeiten. Fast zehn Prozent derjenigen, die offiziell das Rentenalter erreicht haben, arbeiten noch. Hinzu kommt, dass Menschen über 65 Jahre vergleichsweise gesünder sind als noch vor ein paar Jahrzehnten und die Höhe der staatlichen Altersrenten voraussichtlich weiter sinken wird.
Welche Herausforderungen entstehen?
Unternehmen stehen vor der Aufgabe, sich dieser Veränderung anzunehmen und Arbeitnehmer*innen verschiedenen Alters zusammenzubringen. Hierfür ist es wichtig, dass Unternehmen herausfiltern, welche Arbeitskräfte weiterhin noch so lange wie möglich mitarbeiten wollen, um diese optimal einzubinden. Es lässt sich erkennen, dass diese Entwicklung neue Möglichkeiten und Chancen eröffnet. Altersdiverse Teams können Produktivitätsbooster für Unternehmen werden, wenn sie richtig gefördert werden. Verschiedene Forschungsprojekte wie beispielsweise von Zwick und Kolleg*innen aus dem Jahr 2013, entkräften zunehmend die weitverbreitete Annahme, dass ältere Mitarbeitende per se weniger produktiv sind. Ältere Arbeitskräfte bringen Eigenschaften mit, die positiv mit Leistung zusammenhängen, wie beispielsweise Betriebszugehörigkeit und Erfahrung. Es zeigt sich, dass ältere Mitarbeitende im Durchschnitt nicht weniger produktiv als jüngere Mitarbeitende sind. Scheiden viele ältere Arbeitnehmer*innen aus und kommen dafür weniger jüngere nach, ist die Gefahr des Verlusts von wertvollem Wissen, zum Schaden des Unternehmens, real. Hierbei ist zu beachten, dass es große Unterschiede zwischen verschiedenen Unternehmen gibt.
Wie kann Altersdiversität und Produktivität gefördert werden?
Ältere Beschäftigte legen Wert darauf, ihr Arbeitsumfeld an ihre (teilweise reduzierten) Ressourcen anzupassen. Während jüngere Menschen oft nach Gewinnen wie Einkommen, Status oder Arbeitsplatzsicherheit streben, konzentrieren sich Ältere stärker auf Erhalt und Verlustvermeidung. Das Interesse an Aufgaben, die den Erwerb neuer Fähigkeiten und Kenntnisse erfordern, nimmt mit dem Alter tendenziell ab, während im Laufe des Lebens Motive wie Autonomie, positive Beziehungen zu Kolleg*innen und Vorgesetzten sowie Selbstverwirklichung zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Es müssen einige Faktoren berücksichtigt werden, um Altersdiversität optimal zu fördern und so die Produktivität anzukurbeln. Dabei ist zu beachten, dass ältere Mitarbeitende im Durchschnitt nicht weniger motiviert sind als jüngere, deren Motive jedoch oft unterschiedlich sind und zielgerichtet adressiert werden müssen.
Die Arbeitsaufgaben sollten an die Bedürfnisse und das Alter der Mitarbeitenden angepasst werden. Ältere Beschäftigte verfügen oft über umfangreiche, speziell auf ihren Betrieb zugeschnittene Erfahrung und sollten daher Aufgaben erhalten, bei denen sie ihr spezifisches Wissen einbringen können. Gleichzeitig müssen ältere und jüngere Arbeitskräfte altersgerecht gefördert und durch passende Weiterbildungsangebote unterstützt werden. Wenn dies gewährleistet ist, können Teams Mitarbeitende unterschiedlichen Alters einbinden und deren Stärken nutzen, um die Produktivität zu steigern.
Dieser Text wurde in gekürzter Version im März 2024 gemeinsam mit Christian Seubert, PhD und in Kooperation mit Innos GmbH (https://www.innos.at) in der Zeitung Osttiroler Bote (www.osttirolerbote.at) veröffentlicht.
Quelle:
Zwick, T., Göbel, C., Fries, J. (2013). Age-Differentiated Work Systems Enhance Productivity and Retention of Old Employees. In C. Schlick, E. Frieling & J. Wegge (Hrsg.) Age-Differentiated Work Systems (S. 25-44). Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-642-35057-3_2